Telemedizin FAQ
In den letzten Wochen haben wir häufige Fragen rund um die Telemedizin gesammelt. Dabei handelt es sich sowohl um Fragen, die von den patientenseitigen Nutzer:innen gestellt werden, als auch um Fragen von Ärzten und Ärztinnen oder Unternehmen. Im Folgenden gibt es die ersten Antworten auf die Top 15 Fragen zur Telemedizin.
Die Top 15 Fragen
- Was ist Telemedizin?
- Wie funktioniert Telemedizin?
- Welche Vorteile hat die Telemedizin?
- Welche Arten von medizinischen Leistungen können über Telemedizin erbracht werden?
- Ist Telemedizin genauso effektiv wie der persönliche Besuch bei einem Arzt?
- Wie sicher ist Telemedizin in Bezug auf den Schutz meiner persönlichen Daten?
- Wie wird Telemedizin vergütet?
- Wer sind die Anbieter von Telemedizin?
- Wann ist Telemedizin nicht geeignet?
- Was zeichnet ein erfolgreiches telemedizinisches Geschäftsmodell aus?
- Wie wird die Qualität der ärztlichen Versorgung in der Telemedizin sichergestellt?
- Gibt es Telemedizin für alle medizinischen Bereiche oder sind manche Bereiche besonders geeignet und andere weniger?
- Was sollte ich beachten, wenn ich telemedizinische Leistungen anbiete?
- Wird Telemedizin auch für Tiere eingesetzt?
- Wie sieht die Zukunft der medizinischen Versorgung mit Telemedizin aus?
Antworten
1. Was ist Telemedizin?
Unter Telemedizin wird eine ärztliche bzw. medizinische Versorgung über eine räumliche Distanz mit ggf. zeitlichem Versatz verstanden, die unter Nutzung elektronischer Kommunikationsmittel erfolgt. Laut GKV-SV 2013a können telemedizinische Leistungen ggf. unter Einbindung nicht-ärztlichen Fachpersonals erfolgen. In unserem arztzentrierten System wird die Rolle der Pflege damit eher an den Rand gerückt. International wird die Telepflege durchaus mehr betont und steht gleichberechtigt neben der Telemedizin.
2. Wie funktioniert Telemedizin?
Bleiben wir bei der Variante mit ärztlicher Beteiligung: Telemedizin bedeutet, dass Patient:innen mit Ärztinnen oder Ärzten unter Nutzung elektronischer Kommunikationsmittel miteinander interagieren. Dies kann zum Beispiel eine Videosprechstunde sein oder eine App, mit der die Patientin Fotos von Hautveränderungen macht, die dann von einem Dermatologen ausgewertet werden. Um zu funktionieren, braucht es die dafür notwendige technische Infrastruktur. Im Falle einer Videosprechstunde reicht Nutzer:innenseitig der Zugang zum Internet und ein kommunikationsfähiges Gerät zur Übertragung der Bild- und Tondaten (PC, Smartphone, Tablet).
Komplexere telemedizinische Angebote, wie Telemonitoringleistungen setzen auch komplexere technische und organisatorische Strukturen voraus.
3. Welche Vorteile hat die Telemedizin?
Die wesentlichen Vorteile der Telemedizin sind:
- verbesserter Zugang (schneller) zur medizinischen Versorgung auch in abgelegenen Gebieten und insbesondere auch für Menschen mit eingeschränkter Mobilität oder mit seltenen Erkrankungen, deren Behandlung durch Fachexperten oder spezialisierte Zentren erfolgt
- daraus resultiert eine Zeit- und Kostenersparnis, da Anfahrtswege und in der Regel auch Wartezeiten entfallen
- durch komplexere Telemedizinlösungen, wie Telemonitoring kann auch die Kontinuität der Versorgung verbessert werden, dies resultiert idealerweise in einer optimierten Therapie, da auf Veränderungen schneller reagiert werden kann
- insbesondere in Zeiten mit erhöhtem Ansteckungsrisiko haben telemedizinische Versorgungsansätze den Vorteil, dass das Infektionsrisiko reduziert werden kann
4. Welche Arten von medizinischen Leistungen können über Telemedizin erbracht werden?
Im Grunde können alle medizinischen Leistungen telemedizinisch erbracht werden, für die kein körperlicher Kontakt zwischen Patient und Ärztin erforderlich ist und die der Arzt oder die Ärztin verantworten kann. Dazu gehören allgemeine ärztliche Konsultationen, Beratungsgespräche (auch psychologische oder psychotherapeutische), das einmalige Messen oder dauerhafte Überwachen von Messwerten, ausgewählte Labortests aber auch Konsilleistungen.
5. Ist Telemedizin genauso effektiv wie der persönliche Besuch in der Praxis?
Das lässt sich pauschal kaum beantworten. Es ist davon abhängig, ob der Fall für eine telemedizinische Versorgung geeignet ist, so kann die Indikation, aber auch die Digitalkompetenz des Patienten oder der Patientin eine telemedizinische Versorgung ausschließen. In der Regel können medizinische Notfälle nicht abschließend telemedizinisch behandelt werden, allerdings kann eine telemedizinische Versorgung die Zeit bis zur persönlichen Versorgung sinnvoll überbrücken. Für die meisten Routinekonsultationen sind telemedizinische Lösungen durchaus geeignet und zeigen sich auch in Studien als vergleichbar effektiv wie oder effektiver (siehe Frage 3) als ein persönlicher Besuch in der Arztpraxis.
6. Wie sicher ist Telemedizin in Bezug auf den Schutz meiner persönlichen Daten?
Die Telemedizin-Infrastruktur-Anbieter sowie die Leistungserbringer sind verpflichtet, geeignete Sicherheitsmaßnahmen zu ergreifen, um den Schutz der persönlichen Daten der Patientinnen und Patienten zu gewährleisten. So gibt es z. B. für die Durchführung einer Videosprechstunde Vorgaben, in welcher Form und auch in welcher Umgebung Ärztinnen und Ärzte diese anbieten dürfen. Diese Vorgaben dienen u. a. auch dem Schutz der persönlichen Daten der Patienten und Patientinnen. Allerdings zeigte sich auch bei einer aktuellen Untersuchung zum Datenschutz bei Videosprechstunden durch den Verbraucherzentrale Bundesverband e.V., dass es durchaus Nachbesserungspotenzial in dem Bereich gibt.
7. Wie wird Telemedizin vergütet?
Bestimmte Leistungen, wie die Videosprechstunde, Telemonitoring bei Herzinsuffizienz oder die Funktionskontrolle von ICD/CRT-Systemen werden regelhaft vergütet. Allerdings bestehen zum Teil Begrenzungen, wie die 30% Grenze bei Videosprechstunden. Laut dem Referentenentwurf für das Digitalgesetz soll diese Begrenzung zukünftig flexibler gestaltet werden und schließlich entfallen.
Für andere telemedizinische Angebote gibt es Selektivverträge oder auch Pilotregionen und -projekte, die eine initiale Finanzierung sicherstellen.
Inzwischen bieten auch erste Versicherungen Tarife an, die telemedizinische Versorgungsangebote in den Vordergrund stellen.