Was sind telemedizinische Angebote und Projekte rund um die Schwangerschaft?
Neben den Angeboten, die es für nahezu alle Fachbereiche gibt, wie Videosprechstunde, existieren auch spezifische Angebote der gynäkologischen Praxis. Dazu gehören beispielsweise telemedizinische Unterstützungsangebote für Frauen mit Kinderwunsch oder bei Schwangerschaftsabbruch.
Telemedizin und Kinderwunsch
Kinderwunschzentren sind nicht gleichmäßig in der Fläche verteilt, daher kann es durchaus Sinn machen, Erst- und Beratungsgespräche zum Thema Kinderwunsch mit verschiedenen Zentren zunächst telemedizinisch, beispielsweise als Videosprechstunde, durchzuführen. Für die umfassende Diagnostik und die tatsächliche Behandlung sind persönliche Arzt-Patienten-Kontakte erforderlich. Aber auch hier kann ergänzend eine weitere und umfassendere Beratung telemedizinisch erfolgen. Da Kinderwunschbehandlung zum Teil auch sehr kostspielig werden können, da die gesetzlichen Krankenkassen nur 50 Prozent der Kosten für drei Behandlungen übernehmen, macht es durchaus Sinn, auch Zweitmeinungen, ggf. telemedizinisch, einzuholen.
Eine Kinderwunschbehandlung kann äußerst belastend für das betreffende Paar sein. Für manche bietet sich daher auch eine psychotherapeutische Begleitung der Behandlung an, die ebenfalls telemedizinisch erfolgen kann.
Bei einigen Frauen wird im Rahmen der Diagnostik zum Kinderwunsch die Erkrankung Endometriose festgestellt. Endometriose verringert die Fruchtbarkeit einer Frau. Für Frauen mit dieser Erkrankung gibt es eine DiGA, die Endo-App. Die Endo-App unterstützt im Rahmen des Selbstmanagements die Frauen, ihre Lebensqualität zu verbessern.
Telemedizinische Begleitung von Schwangerschaften
Gerade bei Frauen mit Risikoschwangerschaften, kann eine telemedizinische Begleitung in Form eines Telemonitoring Sinn machen. Leidet eine Frau beispielsweise an Schwangerschaftsbluthochdruck, kann ein Blutdruck-Monitoring während der Schwangerschaft unnötige Arztbesuche vermeiden und mehr Sicherheit geben. Notwendige medikamentöse Anpassungen können so sehr zeitnah erfolgen und das Risiko für beispielsweise eine Frühgeburt kann reduziert werden.
Zudem gibt es inzwischen zahlreiche diagnostische Geräte, die nicht mehr ausschließlich in medizinischen Einrichtungen eingesetzt werden, sondern auch zu Hause zum Einsatz kommen und deren Messdaten an telemedizinische Zentren übermittelt werden. Zu diesen Diagnostiken gehört die Kardiotokografie mit einem CTG-Gerät. Mittels dieser Untersuchung lassen sich die Herztöne des ungeborenen Kindes sowie die Wehentätigkeit erfassen, was gerade zum Ende der Schwangerschaft hin relevant wird.
Telemedizinische Versorgungsprojekte und Studien
Pilotprojekte, wie das Versorgungsnetzwerk “SichereGeburt” richtet den Fokus auf eine trans- und intersektorale, teilweise telemedizinische Versorgung von Schwangeren mit Hinweisen auf vorgeburtliche Erkrankungen des Kindes sowie von Früh- und kranken Neugeborene und ihre Eltern. Das Zentrum für feto/neonatale Gesundheit (Universitätsklinikum Carl Gustav Carus) koordiniert das vom Innovationsfonds geförderte Vorhaben.
Eine Studie der Uniklinik Münster zeigte, dass eine Tele-Pränataldiagnostik ein großes Potenzial hat. In der Studie gelang es, 59 Prozent der grundsätzlich notwendigen Überweisungen in die Uniklinik zu vermeiden, da die Fragestellungen rein telemedizinisch gelöst werden konnten. Hierfür erfolgte innerhalb eines Netzwerks der Austausch und die gemeinsame Beurteilung von Ultraschallbildern und -videos z. B. im Rahmen von Telekonsilen.
Telemedizin und Schwangerschaftsabbruch
In den letzten beiden Jahren wurde auch vermehrt über die telemedizinische Begleitung eines Schwangerschaftsabbruchs diskutiert. Nicht nur wegen der Entscheidung des Supreme Courts in den USA in 2022 hatten sich verschiedene Anbieter positioniert, um Schwangerschaftsabbrüche unabhängig vom Aufenthaltsort der Frau anzubieten. Auch in Deutschland wurde das Thema vielfach aufgegriffen, da es in manchen Regionen keine lokalen Angebote gibt.
Fazit
Telemedizinische Angebote rund um das Thema Schwangerschaft sind sinnvoll und bieten eine wertvolle Ergänzung zur persönlichen physischen Arzt/Ärztin-Patientin-Betreuung. Mehr zu diesem Thema gibt es auch in der aktuellen Ausgabe des Ärztepodcast online-Telemedizin-Podcasts.
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