Telemedizin in der Urologie

Wie sieht Telemedizin in der Urologie aus? Warum kontaktieren Patienten und Patientinnen für manche Fragen lieber Online-Anbieter als den Urologen oder die Urologin vor Ort?

In einer Studie wurde u.a. untersucht, warum Patienten mit erektiler Dysfunktion eine Online-Verschreibungsplattform (OPP) nutzten, statt sich an den/die Urologen/Urologin zu wenden. Hierfür wurden Daten einer deutschen OPP retrospektiv analysiert. Patienten, die zwischen Mai 2019 und November 2019 mindestens ein Online-Rezept für PDE5-Hemmer erhalten hatten, wurden mittels eines Fragebogens zu ihren Motiven für die Nutzung der Online-Plattform befragt.  

Ergebnisse

Die Patienten holten sich häufig Rezepte außerhalb der durchschnittlichen Sprechzeiten deutscher Urologen (49 %). Von allen Patienten, die den Follow-up-Fragebogen beantworteten (n = 242), waren die 

  • 81 % vollzeitbeschäftigt
  • 63,5 % hatten zuvor keine PDE5-Hemmer eingenommen
  • 41 % der Wiederholungskonsumenten hatten die Mittel zuvor aus unzuverlässigen Quellen erhalten

Motivation zur Nutzung einer Online-Plattform

Als Gründe für die Inanspruchnahme des OPP wurden Bequemlichkeit (48 %), Diskretion (23 %) und Scham (13 %) genannt. (Siehe Abbildung unten)

Motivation einen Online-Anbieter aufzusuchen

Damit sind die Online-Plattformen eher als Konkurrenz für die Arztpraxen wahrzunehmen? Ja, insofern, als jeder Patient, der sich abschließend online behandeln lässt, nicht in die Arztpraxis kommt. Andererseits hatten 41% der Patienten in der Studie angegeben, vorher ihre Medikamente aus unzuverlässigen Quellen erhalten zu haben. Das heißt, diese 41% waren nicht bei einem Urologen oder einer Urologin und fehlen sozusagen nicht in der Praxis. 

Telemedizin als Chance?

Vielleicht ist es eher eine Chance für Urologen und Urologinnen mit Telemedizin weitere Angebote insbesondere für schambehaftete Themen zu machen und so den Menschen Zugang zu einer vertrauensvollen fachärztlichen Behandlung zu bieten.

In anderen Bereichen, zum Beispiel in der Dermatologie, werden für schambehaftete Themen gern telemedizinische Online-Angebote genutzt.

Mehr dazu Lesen?

  • Nachzulesen in: Rodler S, von Büren J, Buchner A, Stief C, Elkhanova K, Wülfing C, Jungmann S (2020) Epidemiology and treatment barriers of patients with erectile dysfunction using an online prescription platform: A cross-sectional study. Sex Med 8(3):370–377.
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