Telemonitoring in der Onkologie

Telemonitoring in der Onkologie

Die französische Gesundheitsbehörde HAS hat letzte Woche eine positive Stellungnahme für die Erstattung eines Medizinprodukts abgegeben, das das Telemonitoring von onkologischen Patientinnen und Patienten ermöglicht. Damit ist der erste Schritt in Richtung Abrechenbarkeit eines Telemonitoring bei Patientinnen und Patienten mit Krebserkrankungen in Frankreich erfolgt.

Zur Stellungnahme

In Deutschland wird das Telemonitoring aktuell nur für die Indikation Herzinsuffizienz nach EBM vergütet. Dennoch ist die Telemedizin längst in der onkologischen Versorgung (z. B. in Form der Videosprechstunde, Telekonsile, Teletumorboards) angekommen.

Telemonitoring in Frankreich

Nicht ohne Grund gilt Frankreich als ein Vorreiter in der telemedizinischen Versorgung. Telemonitoring wurde im Rahmen des ETAPES-Programms (Experiments de télémédecine pour l’amélioration des parcours en santé) zunächst für die folgenden fünf Erkrankungen

1.     Chronische respiratorische Insuffizienz

2.     Chronische Herzinsuffizienz

3.     Chronische Niereninsuffizienz

4.     Diabetes

5.     Herzrhythmusstörungen

vergütet. Mit Abschluss des ETAPES-Programms werden seit diesem Jahr die Kosten für das Telemonitoring für alle Patientinnen und Patienten erstattet, wenn eine Bewertung des Telemonitoring für die jeweilige Indikation zu einem positiven Ergebnis kommt.

Die Bewertung des Telemonitoring erfolgt nach den positiven Effekten, die mit der Lösung gegenüber der herkömmlichen Versorgung erzielt werden. Dabei setzt sich die Vergütung des Telemonitoring aus einer Technikpauschale und einer Betreiberpauschale zusammen. Die konkrete Höhe der Vergütung richtet sich nach den positiven Effekten, die mit Hilfe des Telemonitoring realisiert werden können (z. B. organisatorische Effekte 50 Euro im Monat bis zu knapp 92 Euro im Monat, wenn durch das Telemonitoring positive Effekte auf die Mortalität nachgewiesen werden können).

Telemonitoring in Deutschland

Telemonitoring wird in Deutschland in onkologischen Projekten und Forschungsvorhaben eingesetzt. Aktuelle Forschungsergebnisse zeigen, dass mit Hilfe einer KI-basierten Analyse von Telemonitoring-Daten bestimmte Komplikationen, die während Krebstherapien auftreten, bereits frühzeitig (48h vor klinischer Diagnose) vorhergesagt werden können. Telemonitoring kann so auch die bedarfsgerechte Planung von Videosprechstunden oder Klinikaufenthalten unterstützen.

Neben dem reinen Telemonitoring könnten telemedizinische Ansätze verschiedene weitere positive Effekte für die Patientinnen und Patienten mit Krebserkrankungen erzielen. Neben dem Wegfall von langen Wege- und Wartezeiten für das Aufsuchen von Spezialistinnen und Spezialisten gehört auch Wissensvermittlung und Empowerment, Stärkung durch Einbindung in eine Community und telemedizinische Begleitung bei Lebensstiländerungen dazu.

Fazit

Telemonitoring in der Onkologie hat das Potenzial die Versorgung von Patientinnen und Patienten mit onkologischen Erkrankungen zu verbessern. Zu den möglichen Vorteilen gehören

–       Empowerment der Patientinnen und Patienten

–       Mehr Lebensqualität, da z. B. die Klinikaufenthalte verkürzt werden

–       Verbesserte Therapieadhärenz

–       Frühzeitiges Erkennen von Komplikationen

–       Vorhersagen von Verläufen durch Nutzung von künstlicher Intelligenz

–       Bedarfsgesteuerte Klinikbesuche

–       Mehr Daten für Therapieanpassungen

Diese Mehrwerte können jedoch nur erzielt werden, wenn ethische, rechtliche, organisatorische Herausforderungen überwunden sind, die Vergütung festgelegt ist und nicht zuletzt die Akzeptanz für Telemonitoring seitens der Patientinnen und Patienten, ggf. Angehörigen, Therapeutinnen und Therapeuten sowie Ärztinnen und Ärzten gegeben ist.

Mehr zum Thema lesen?

  • Forschungsprojekt Kult-SH: Das Projekt untersucht, welchen Mehrwert das Telemonitoring der Vitalparameter und des Gesundheitsuzustands von Kindern mit Krebserkrankung haben kann. Mit diesen Ergebnissen soll dann der Weg zur Regelversorgung geebnet werden.
  • Studie zur Vorhersage von Komplikationen: Jacobsen, M., Gholamipoor, R., Dembek, T.A. et al. Wearable based monitoring and self-supervised contrastive learning detect clinical complications during treatment of Hematologic malignancies. npj Digit. Med. 6, 105 (2023).
  • Studie zum Telemonitoring bei onkologischen Erkrankungen: Ferreira, AL et al. Towards improvement of oncology care through digital technology: A snapshot of Resilience remote patient monitoring (RPM) system implementation across 19 hospitals in Europe. Journal of Clinical Oncology 2023 41:16_suppl,1518

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