Für die erfolgreiche Etablierung eines telemedizinischen Versorgungsangebotes, durch das für die Patientinnen und Patienten ein medizinischer Mehrwert geschaffen wird, sind neben dem ausgereiften Konzept und der geeigneten technischen Infrastruktur der adäquate Personaleinsatz Voraussetzung.
Die Anforderungen an das Telemedizinpersonal unterscheiden sich zum Teil von den Qualifikationsbedarfen an Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in anderen Bereichen einer Klinik oder einem Krankenhaus.
Sechs besonders relevante Personalanforderungen sind:
Teil 1
- Persönlichkeit
- Medizinisches Fachwissen
- Prozesswissen
Teil 2
- Berufserfahrung
- Technikverständnis
- Kommunikationsfähigkeit
Teil 2
Berufserfahrung
Um sich basierend auf den übermittelten Messdaten und behandlungsrelevanten Informationen ein realistisches Bild von der medizinischen Situation der Patientin oder des Patienten machen zu können, bedarf es in der Regel eine mehrjährige Berufserfahrung in der konventionellen medizinischen Behandlung und Betreuung.
Die Vorstellung von der Patientensituation und dem aktuellen Befinden erleichtert es, im telefonischen Kontakt oder Video-Call die relevanten Fragen zu stellen und adäquate Maßnahmen abzuleiten. Nicht selten ist es hierfür notwendig, Erfahrungswerte mit nonverbalen Signalen, Umgebungsinformationen und weiterem Kontext für die ärztliche und pflegerische Entscheidung zu berücksichtigen.
Da ein telemedizinischer Betreuungsansatz nicht für jede Patientin und jeden Patienten und für jede spezifische Situation geeignet ist, ist die Fähigkeit auf Basis einer beruflichen Erfahrung diesbezüglich zu entscheiden, besonders wichtig.
Technikverständnis
Notwendige Anwendungskenntnisse für die eingesetzte Technik sind Voraussetzung für das Arbeiten im Telemedizin-Umfeld. Neben der, für Medizinprodukte obligatorischen, Technikeinweisung, erleichtert eine gewisse Affinität und Mut zum Ausprobieren die Einarbeitung und den Umgang mit neuen technischen Lösungen, z. B. bei Softwareprodukten.
Telemedizinische Softwaresysteme in die Messdaten aus dem Telemonitoring eingehen, wie beispielsweise elektronische Patientenakten, arbeiten häufig mit Algorithmen, die auf bestimmte Auffälligkeiten in den Werten hinweisen. Zur korrekten Interpretation dieser Daten und Hinweise, solle das Telemedizinpersonal auch ausreichende Kenntnisse zu den Limitierungen der eingesetzten Technologien haben.
Schließlich ist das Telemedizinpersonal erste Anlaufstelle für Fragen der betreuten Patientinnen und Patienten sowie Angehöriger zum Beispiel zur patientenseitig eingesetzten Technik. Hier muss die Technik erklärt werden können. Zudem sind bei Bedarf erste Maßnahmen zur Problemlösung abzuleiten.
Kommunikationsfähigkeit
Eine mittelbare Kommunikation über Medien, wie Telefon oder Video, setzt im Besonderen eine Kompetenz in Gesprächsführungstechniken voraus. Nur damit gelingt es, relevante Informationen zu erhalten und den Gesprächsfluss zu lenken. Zentral ist auch die Fähigkeit, komplexe Inhalte kurz und nachvollziehbar (und laienverständlich) zu kommunizieren.
Im direkten persönlichen Kontakt ist medizinisches Personal in der Regel geübt, eine gewisse Verbindlichkeit sowie ein Vertrauensverhältnis aufbauen. Um beides auch in einem Telefonat oder Video-Call zu erzeugen und aufrecht zu erhalten, ist eine empathische und motivierende Kommunikation besonders wichtig.